Einmal Polarkreis bitte
Wir haben den den Polarkreis überquert! Damit sind wir nun „echte Nordreisende“ 😉. Momentan sind wir sogar schon auf den Lofoten, aber immer der Reihe nach.
Zuerst war da noch die „schönste Wanderung Norwegens“, die Wanderung über den Romsdalseggen. Um sieben Uhr mache ich mich auf den Weg und bin schnell über beziehungsweise in den Wolken. Bei der schlechten Sicht und mit steilem Anstieg über Felsbrocken die roten Markierungen die die Route vorgeben zu finden, ist mitunter nicht ohne. Jetzt verstehe ich, warum es eine alternative Route gibt, die zwar länger dauert, dafür aber den steilen Anstieg umgeht. Dass ich zum Teil sogar noch durch Schnee muss(!), hatte ich ehrlich gesagt auch nicht auf dem Schirm 🙈. Über den Wolken wird es sogar noch einmal so richtig steil – und mir wird kurz ganz anders. Aber umkehren ist jetzt nicht mehr!
Kurz nach dem Gipfel kommt endlich die Sonne raus und ich genieße das herrliche Panorama auf die Berge ringsum und den Fjord tief unten. Unglaublich schön! Nun geht es immer bergab, bis nach Åndalsnes über den Rampestreken und die Romsdalstrappa – die Knie bedanken sich mit Nachdruck 😄. Der Schwierigkeitsgrad ist wohl zu Recht “für Experten” und da ich das nicht bin, war es wohl im Nachhinein betrachtet (vor allem bei dem Wetter am Morgen) etwas, na sagen wir mal leichtsinnig von mir. Aber es ist ja alles gut gegangen 😊.
Über den Atlanterhavsveien machen wir uns auf den Weg nach Trondheim. Die Route führt uns entlang der Küste. Vielleicht liegt es am Wetter, das nicht perfekt ist oder daran, dass wir so viele Berge hatten in letzter Zeit, aber irgendwie erschließt sich der Reiz dieser Landschaftsroute für uns nicht so ganz.
Dafür aber Trondheim: Was für eine schöne, kleine Stadt! Hatten wir gar nicht vermutet. Man kann alles zu Fuß machen und findet auch abseits der Touri-Highlights immer wieder schöne Ecken.
Der nächste Landschaftsroute ist ein echtes Highlight! Auch wenn das Wetter nicht ganz mitspielt und wir recht viel Regen auf der Strecke haben, sind die Helgelandskysten fantastisch! Ganz klar mein bisheriger Favorit und kaum vorstellbar, wie schön das bei Sonnenschein sein muss. Unseren ersten Stopp auf der Route legen wir beim Torghatten ein und sind pünktlich um 0 Uhr in dem berühmten Loch im Berg, um auf Sebastians Geburtstag anzustoßen. Das Loch ist größer als gedacht und es hallt wie in einer Kathedrale, wirklich besonders.
Weiter geht es am nächsten Tag entlang der Küste und schon von Weitem sieht man die „Sieben Schwestern“. Merke: Die Sieben Schwestern sind also nicht nur Wasserfälle, sondern auch Berge 😉. Natürlich werde ich da direkt wieder hibbelig und will am liebsten rauf auf die Gipfel.
Bis wir dann allerdings da sind, hat sich das Wetter so verschlechtert, dass wir weiterfahren, um Sebastian noch einen besonderen Wunsch zu erfüllen: An seinem Geburtstag den Polarkreis überqueren. Fast kommt es nicht dazu, weil wir irgendwie völlig aus den Augen verloren haben zu tanken 😱. Ohne Internet, besser gesagt ohne Netz, ist dann auch nicht so richtig klar, wann die nächste Tankstelle kommen wird. Laut Navi ist die nächste auf unserer Route erst in 4 Stunden… ein paar panische Momente später kommt das erlösende Schild, das in 2 km Entfernung eine Tankstelle ist. Oh ja, den Umweg nehmen wir dankbar in Kauf!
Dafür verpassen wir leider knapp die Fähre. Zum Glück ist es noch nicht die letzte Fähre – und so machen wir uns mit nur einigen wenigen anderen um 21:15 Uhr auf den Weg. Wie im Bilderbuch kommt genau in dem Moment, wo wir den Polarkreis überqueren die Sonne raus und taucht alles in glänzendes Licht. Was für ein wahnsinnig schöner Moment – Geburtstag gelungen 😍.
Ein Geschenk der besonderen Art hat Fiete noch: Als wir kurz vorm Zubettgehen noch einmal ans Wasser gehen, nutzt er die Gelegenheit für ein kleines „Betthupferl“ und gönnt sich unbeobachtet eine Qualle, nur um sich kurz danach die Seele aus dem Leib zu kotzen (sorry für die Wortwahl, aber genau das trifft es!) 🙄. Was jetzt lustig klingt, hat uns in dem Moment einen ordentlichen Schrecken eingejagt – wir hatten ja gar nicht mitbekommen, dass er eine Qualle gefressen hat… Als alles (und ich meine wirklich ALLES) raus war, haben ihm die Leckerlis aber direkt wieder geschmeckt und alles ist drin geblieben – Puh!
Die Helgelandskysten führen uns auch am Svartisen vorbei. Der zweitgrößte Gletscher Norwegens, bei dem man nicht nur einzelne Gletscherzungen sieht, die ins Tal ragen wie beim Jostedalsbreen, sondern den man immer wieder oberhalb der Berge erkennen kann. Man bekommt eine Ahnung wie groß dieser Gletscher sein muss, auch ohne Geltscherwanderung.
Die Kraft des Wassers sieht man auch beim Saltstraumen, dem wir etwas später auf unserer Reise begegnen. Ein Gezeitenstrom bei dem durch Ebbe und Flut enorme Wassermassen durch eine Enge bewegt werden und dabei wilde Strudel bilden. Für uns nett anzusehen, für Angler und Vögel wohl ein echtes Eldorado. Wie gesagt, alles wäre sicherlich noch um ein Vielfaches schöner bei blauem Himmel. Als abends doch noch die Sonne rauskommt, zieht es uns sofort ans Wasser und wir genießen die Wärme der späten Abendsonne. Das wissen wir jetzt erst wieder so richtig zu schätzen.
Leider hat es heute den ganzen Tag geregnet und so haben uns die Lofoten bei der Fährüberfahrt grau in grau empfangen. Auch für die nächsten Tage ist bestes „Hamburger Wetter“ vorhergesagt und Temperatur-technisch sind wir mit um die 10 Grad auch im Norden angekommen. Das Gute daran? Ich kann mich deutlich leichter motivieren in der Berta zu sitzen und Blogeinträge zu schreiben 😉.
Comments (3)
Klahn
21. Juni 2018 at 19:40
Ich wusste doch, bei schlechtem Wetter gibt es wieder Nachricht, wäre ja auch noch schöner bei Sonnenschein am Computer zu sitzen, das werdet ihr früh genug wieder haben. Danke für die tollen Berichte und Bilder, sind ganz angetan von Norwegen, alle haben ja immer geschwärmt , aber die Bilder überzeugen uns. Ihr habt ja auch schon ne ganze Ecke abgefahren, bestimmt könnte man dort noch gaaaaanz viel Zeit verbringen. Heute haben wir endlich auch mal etwas Regen abbekommen, leider auch wieder heftiger Wind, da bleibt in unserem Putensand nicht viel übrig von den 5 Litern. Mit 16° haben wir es Beute auch deutlich kühler.
Mensch Fiete, die alte Fressmaschine, nie kann man ihn aus den Augen lassen, Papas Kommentar: Der hat eben Hunger. Aber Qualle wird er sich wohl nicht noch mal gönnen!
Gute Weiterreise, bleibt gesund und unfallfrei.
Anja
24. Juni 2018 at 19:27
Wenn es nach dem Wetter ginge, hätte ich dann so langsam einen Roman fertig… auf jeden Fall ‘ne Kurzgeschichte. Wir hatten jetzt wirklich viel Regen. So langsam reicht es. Aber ein bisschen “verregnetes Norwegen” gehört wohl auch dazu. Wir machen es uns einfach in der Berta gemütlich 😊
Enrico
15. Juli 2018 at 17:37
Oh jee oh jee, mir ist ganz mulmig geworden beim lesen deiner Experten Wanderung.. Gott sei Dank bist du heile runter gekommen… Und n Hund der ne Qualle isst hab ich auch noch nicht erlebt 🙂