Von Gletscher bis Geiranger
Es gibt gute Neuigkeiten: Wir können wieder warm duschen in der Berta! Mit der Post in Bergen hat alles super geklappt, der Boiler ist repariert und bisher auch dicht *klopfaufHolz* – somit sind wir wieder deutlich autarker und nutzen das in vollen Zügen. Der einzige Grund, warum wir dann doch ab und zu mal einen Campingplatz aufsuchen müssen: Wäschewaschen.
Nach Bergen hat es uns wieder in die Natur gezogen. Diesmal auf dem Programm: Gletscher! Über den Aurlandsfjellet fahren wir zum Jostedalsbreen Nationalpark und haben hier die Qual der Wahl, welche Gletscherzunge wir sehen wollen. Die Entscheidung fällt auf den Nigardsbreen. Der Weg dort hin am Fluß Jostedøla vorbei, ist schon total schön und wir halten etliche Male an, um Fotos zu machen. Den Versuch in dem aus den Gletschern gespeisten Jostedøla zu baden, brechen wir nach einer Zehenlänge ab 😩.
Wer Sebastian kennt, weiß dass das frühe Aufstehen ein Gräuel für ihn ist und so hat es mich einige Mühe gekostet, ihn zu überreden 😄. Nach zähen Verhandlungen wurde der Wecker auf 6:30 Uhr gestellt und wir waren tatsächlich fast die Ersten beim Nigardsbreen, mal abgesehen von dem Pärchen, das uns schon entgegenkam (sie waren zum Sonnenaufgang direkt an der Gletscherzunge). Was soll ich sagen? Ich bin immer noch fasziniert von diesem Anblick: Eine Flutwelle, die mitten in der Bewegung erstarrt ist und nun als „Standbild“ im Berg hängt und schon von weitem sichtbar ist. Fast ein bisschen unheimlich… Ich hoffe, dass es nicht der letzte Gletscher bleibt, den wir sehen.
Bevor es weitergeht, halten wir kurz an einem Supermarkt, um ein paar süße Teilchen zu kaufen und ich staune nicht schlecht als ich auf einmal jemanden „Anja?“ rufen höre. Verdutzt drehe ich mich um und gucke in ein unbekanntes Gesicht. Schnell klärt sich, dass das unbekannte Gesicht Regina ist mit ihrem Freund Andreas an ihrer Seite, die wir bisher nur von Instagram kannten und die wir nur ganz knapp in Flåm verpasst hatten. Kurz reden wir über unsere ersten Vanlife-Erfahrungen und essen ein Eis (naja, ich leider nicht, weil mir meins runtergefallen ist 😩), bevor wir weiterfahren.
Der nächste Nasjonale Turistveger, der Sognefjellet führt uns entlang dem Sognefjord bis auf über 1400 Meter Höhe. Von allen Fjorden, die wir bisher gesehen haben, ist die Farbe vom Sognefjord mit Abstand die schönste. Blau- und Grüntöne in allen Schattierungen und es kommt beim Anblick des Wassers fast Karibikfeeling auf.
Sebastian wird immer unruhiger auf dem Beifahrersitz angesichts der Höchstleistungen, die wir Berta auf diesem Weg (erneut) abverlangen. Die Ausblicke sind es wieder wert! Auf dem höchsten Punkt, der Sognefjellshütte, sieht man die Ski-Langläufer in kurzen Hosen und oberkörperfrei über die Loipe ziehen. Den fahrfreien Tag, den wir mit Nichtstun völlig allein an einem See verbringen, genießen wir sicherlich genauso wie Berta 😊.
Der nächste Nasjonale Turistveger, der auf unserem Programm steht (Gamle Strynefjellsvegen), ist leider noch gesperrt, sodass wir schneller als geplant schon die Geiranger-Trollstigen-Route fahren. Wir nehmen die Maut in Kauf und machen auch einen Abstecher zum Dalsnibba. Von hier aus kann man bei klarer Sicht bis zum Geirangerfjord gucken – oder man schaut wie wir auf ein Wolkenmeer. Vorteil für Sebastian: Die Höhenangst ist dann deutlich geringer 😄.
Durch die Wolken fahren wir bergab nach Geiranger, wo gerade nur ein kleines Schiff vor Anker liegt. Wir gönnen uns eine „Svele“, das norwegische Pendant zum Eierkuchen und lassen uns danach bei einer Fjordfahrt 1,5 Stunden über den Fjord schippern vorbei an den „Sieben Schwestern“ und weiteren Wasserfällen bis zum Sunnylvsfjord, wo es kurz deutlich stärker schaukelt.
Die Nacht verbringen wir direkt am Fjord und werden schon früh von den einlaufenden Kreuzfahrtschiffen geweckt. Busladungsweise werden die Touristen weggekarrt. Entsprechend voll ist es auch auf der Aussichtsplattform an den „Adlerkehren“ 😩
Glücklicherweise ist die Aussichtsplattform der Trollstigen nicht ganz so überlaufen. Ein Glück auch, dass wir noch unterhalb der Wolken sind und so schon einen fantastischen Blick auf die Abfahrt werfen können, die uns bevorsteht. Das ist dann auch direkt die nächste Mutprobe für den Höhenängstlichen von uns beiden, die Sebastian aber mit Bravour besteht. Ich sage es euch: am Ende dieser Reise wird er gar nicht mehr glauben wollen, dass er mal Höhenangst hatte 😉.
Gerade jetzt sind wir in Åndalsnes. Das kleine Städtchen schauen wir uns morgen noch genauer an. Außerdem habe ich da etwas von “Norwegens schönster Wanderroute” gelesen – das wäre vielleicht auch noch was, wenn das Wetter mitspielt. Heute haben wir den ersten wolkigen Tag nach 4 Wochen Dauersonnenschein, wir wollen uns also nicht beschweren.
Comments (2)
Barbara
14. Juni 2018 at 10:40
Hi Ihr Beiden,
mit Begeisterung lesen wir Euren Blog. Freuen uns bei jedem Bericht dass es euch gut gefällt, dass ihr spitzen Wetter habt und werden bei den schönen Bildern ein bisschen wehmütig.
Um die Wehmut etwas zu mildern machen wir uns heute auf den Weg gen Oslo und genießen ein bisschen Norwegen.
Seid lieb gegrüßt und fest gedrückt, lasst es euch weiterhin gut gehen und hört bloß nicht auf zu schreiben (O-Ton J-P)… Barbara und Jan-Peter
Anja
14. Juni 2018 at 20:25
Hallo Barbara & Jan-Peter,
wie schön von Euch zu hören bzw. zu lesen. Freut uns sehr, dass Ihr so begeistert mitlest! Das spornt uns an, am Ball zu bleiben 😉
Schön, dass Ihr Euch auch wieder auf den Weg nach Norge macht. Da wünschen wir natürlich eine gute Reise! Wir sind wirklich schwer beeindruckt (gut, Sebastian ja auch vorher schon) und fiebern nun so langsam dem nördlicheren Teil entgegen.
Liebe Grüße und feste Drücker zurück,
Anja & Sebastian