Weiter geht die wilde Fahrt
Finnland – das war für uns eigentlich ein reines „Durchreiseland“. Aber es kommt ja eben öfter anders als man denkt und so haben wir in Finnland deutlich mehr Zeit verbracht als ursprünglich geplant. Anfangs sind wir allerdings eher ernüchtert von der finnischen Landschaft: Bäume – Straße – Bäume. Vielmehr gibt es nicht zu sehen… immerhin die Straßen sind in einem top Zustand und unser Rentier-Counter wird hier auch noch einmal in die Höhe getrieben 👍.
Bei Sonnenschein überqueren wir den Polarkreis. Hier gibt es das Weihnachtsmanndorf. Den Weihnachtsmann gibt es hier mehrfach und man kann – natürlich gegen Geld – auch Fotos auf dem Schoß vom Weihnachtsmann machen lassen. Bevor jemand fragt: Nein, es gibt kein Foto von mir auf dem Schoß vom Weihnachtsmann 🤣. Es gibt sogar einen „Santa Claus Park“, also ein Disneyland mit Weihnachtsmannmotto – fast könnte man denken, dass Kitsch und Kommerz hier erfunden wurden 🙊.
Kurz gesagt: Der dünn besiedelte Norden kann uns nicht recht überzeugen. Erst als wir wieder die Küste erreichen, zieht uns Finnland in seinen Bann. Das Meer (jaaaa gut, Meer ist vielleicht übertrieben. Es ist die Ostsee, genauer gesagt der Bottnische Meerbusen) und die Farben am Himmel zur Mitternachtssonne – so lässt es sich aushalten!
Auf dem Weg von einem Küstenort zum nächsten passiert es dann: Unsere erste Panne! Es rüttelt die Berta ordentlich durch und es klingt als wäre die gesamte Auspuffanlage abgerissen. Sebastian fährt langsam rechts ran und meine ersten Worte sind „Warnweste, Warnweste, Warnweste!“ (Sebastians Kommentar dazu im Nachhinein: Also, an unserer Kommunikation in solchen Momenten können wir noch arbeiten – ich hatte „Warnweste“ schon beim ersten Mal verstanden. 😂). Beim Aufstellen des Warndreiecks merken wir, dass einer der hinteren inneren Reifen geplatzt ist (genauer gesagt, hat sich die komplette Karkasse gelöst) und dabei den Schmutzfang komplett mit abgerissen hat. Zum Glück war in diesem Moment kein Auto direkt hinter uns… das hätte übel ausgehen können.
Die Mitgliedschaft beim ADAC zahlt sich nun (erneut) aus. Nach einigem Warten am Straßenrand, wo Fiete mal eben den gesamten Seitenstreifen umgräbt, kommt auch schon der Abschlepper. Durch Bertas Überhang und einen ungünstigen Winkel beim Ziehen auf den Schlepper wird es nochmal sehr kompliziert – unser Abschlepper Roland nimmt die Herausforderung an und schleppt uns zur nächsten Reifenwerkstatt, die netterweise extra länger offen bleibt, um uns zu helfen. Und sogar die passenden Reifen haben sie auf Lager. Wir sind begeistert von der Freundlichkeit und so viel Service! Was wir erst jetzt bemerken: Es sind nur noch 3 km bis zu dem Ort, an dem wir ohnehin die Nacht verbringen wollten. Wir wurden auch noch in die richtige Richtung geschleppt 😊. Schnell noch ein Stück Fleisch auf den Grill und dann die Abendsonne genießen!
Am nächsten Morgen erreicht mich die traurige Nachricht, dass mein Opa gestorben ist 😢. Auch wenn schon zu Beginn unserer Reise klar war, dass es ihm nicht gut geht, ist es trotzdem ein Schock. Klar möchte ich jetzt bei meiner Familie sein – Zum Glück sind wir nicht mehr irgendwo im Nirgendwo, sodass ich einen Flug nach Hause für die nächste Woche buchen kann (und zum Glück ist das mittlerweile alles so problemlos möglich 🙏).
Wir machen einen Abstecher zum Kvarkenarchipel (von hier aus kann man fast bis Schweden spucken 😀) und fahren nach Kristiinankaupunki (finnisch) bzw. Kristinestad (schwedisch). Apropos. Wusstet ihr, dass es in Finnland offiziell zwei Sprachen, Finnisch und Schwedisch, gibt? Wir vorher nicht – wieder was gelernt 😊.
Weiter geht es nach Turku, der ehemaligen Hauptstadt Finnlands. Wir stehen in Turku nicht grad ruhig, aber sehr zentral direkt am Fluss Aurajoki. Am Ufer entlang lässt sich die Stadt herrlich erkunden und ein Stadtbummel lohnt sich. Viele alte Häuser, frisch renoviert – die Stadt ist ordentlich herausgeputzt.
Von Turku aus sind es nur gute 2 Stunden bis zur heutigen Hauptstadt: Helsinki. Wir stehen wirklich traumhaft direkt am Stadtstrand in Hietaniemi und weil das Wetter mitspielt, dauert es keine 5 Minuten bis wir am Strand liegen (und Fiete wieder alles umbuddelt). Den nächsten Tag nutzen wir für einen ausführlichen Stadtspaziergang bevor wir abends die Fähre nach Tallinn nehmen. Auch wenn ich vorher schon zwei Mal in Helsinki war, genieße ich diese entspannte Stadt immer wieder: Überschaubar und vor allem nicht überlaufen von Touristen.
Bevor mein Flug in die Heimat geht, erkunden wir Tallinn. Was für eine hübsche Altstadt! Wir sind beide total überrascht von dieser charmanten, alten Hansestadt. Nur, dass wir die Stadt mit so vielen Touristen teilen müssen 🙈. Irgendwie hatten wir nicht auf dem Schirm, dass Tallinn auch von Kreuzfahrtschiffen angelaufen wird – entsprechend voll ist es leider 🙄.
Während meines Heimatbesuches, mit dem ich trotz des traurigen Anlasses auch viele schöne Momente verbinde, findet Sebastian einen tollen Platz am Meer. Hier verbringen wir noch zwei herrliche, faule Strandtage und tanken Energie.
Jetzt sind wir gespannt, was uns im Baltikum erwartet.